Von Korn- über Industriemühlen zu Wasserkraftanlagen
Die Gemeinde Elstertrebnitz liegt an dem Triebgewässer Profener Elstermühlgraben. Dieser von Menschenhand geschaffene Mühlgraben repräsentiert in Sachsen ein Gewässer erster Ordnung und gewährleistet – außerhalb der Hochwasserlagen – ganzjährig relativ konstante hydraulische Verhältnisse. Der Profener Elstermühlgraben zweigt in Profen von der Weißen Elster ab und durchfließt die Orte Elstertrebnitz, Pegau, Großstorkwitz, Großdalzig und Kleindalzig, um dort wieder in die Weiße Elster zu münden.
Die Ursprünge des Profener Elstermühlgrabens sollen auf den Markgrafen Wiprecht von Groitzsch zurückzuführen sein. Er soll den Ausbau dieses Triebgewässers forciert und die Mönche der Kloster Pegau und Posa bei Zeitz beauftragt haben, die hierfür notwendigen Bauarbeiten durchzuführen.
Bereits seit Generationen werden in Elstertrebnitz an drei Staustufen Mühlen betrieben, die Eisenmühle, die Mühle Greitschütz und die Schmalzmühle. Daher beinhaltet das Wappen der Gemeinde Elstertrebnitz drei Mühlräder.
Ursprünglich ausschließlich als Kornmühlen betrieben, spezialisierten sich die drei Mühlen im Zuge der industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Eisenmühle fertigte das in der Chemie- und Sprengstoffindustrie gefragte Eisenpulver.
Mühle Greitschütz
Die Mühle Greitschütz erzeugte mit der ersten, 1886 installierten, 53-PS-Turbine Elektroenergie für den Eigenbedarf. Das war zu dieser Zeit derart revolutionär, dass die Einwohner aus Elstertrebnitz und Umgebung Ausflüge unternahmen, um dieses Ereignis zu besichtigen. Später erzeugte die Mühle Greitschütz mittels einer 62,5-PS-Turbine Strom für den Eigenbedarf und drei weitere Anwesen, wobei die Hauptenergie – vor allem tagsüber – dem mechanischen Antrieb der Mahlaggregate vorbehalten blieb.
Die heute noch genutzte, zuvor grundhaft erneuerte, Francisturbine des Herstellers Briegleb, Hansen & Co. wurde 1912 eingebaut. Bis in das Jahr 1948 erzeugte die Mühle Greitschütz ihre eigene Elektroenergie mittels heute noch vorhandenem Siemens-Gleichstromgenerator und einer entsprechenden Schalttafel, die allerdings beide längst außer Betrieb sind. Erst im Jahr 1948 wurde die Mühle Greitschütz an das öffentliche Stromnetz angeschlossen, der Antrieb der Mahlaggregate erfolgte aber noch lange Zeit ausschließlich mechanisch über – von der Königswelle abgehende – Transmissionen. Erst Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden auch elektrische Mahlaggregate eingesetzt.
Die Schmalzmühle
Die Schmalzmühle befindet sich an der energetisch ergiebigsten Staustufe innerhalb der Gemeinde Elstertrebnitz, daher baute Familie Schmalz diese Mühle zu einer großen Industriemühle um und ließ 1919/20 die heute noch genutzten, zuvor grundhaft erneuerten, zwei 45 kW-Turbinen des Herstellers Schichau-Elbing installieren.
Dass die seitens der Altvorderen erzielte Leistung gegenwärtig an keinem der drei Wasserkraftstandorte in Elstertrebnitz auch nur ansatzweise erzeugt werden kann, hängt mit den sich seit Anfang des Zweiten Weltkriegs angesammelten Sedimentablagerungen im Elstermühlgraben zusammen.
Die Schmalzmühle wurde 1919/20 von Verwandten der Familie Schmalz, der Firma Wolle aus Leipzig, umgebaut. Die Firma Wolle aus Leipzig war unter anderem an der Erbauung des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig aktiv beteiligt. Die beiden Turbinen waren mechanisch zwangsgekoppelt, ihre Energie wurde auf die Königswelle übertragen, von der aus mittels Transmissionen die in den verschiedenen Stockwerken befindlichen Mahlaggregate mechanisch zugeschaltet werden konnten. Die Schmalzmühle verfügte im Turm über einen mechanisch steuerbaren Kornspeicher mit Kammern für die unterschiedlichen Getreidearten- und -qualitäten.
Die Schmalzmühle wurde bis zur Wende als Kornmühle betrieben, die Mühle Greitschütz stellte bis 2006, bei rückläufigem Volumen, Kraftfutter her. Der Umbau der Mühlen zur ausschließlichen Elektroenergieerzeugung erfolgte schrittweise in den Jahren 2006 bis 2008, letzte Umbauten und Optimierungen erfolgten in 2009 und 2010.